Otten, Paul Ulrich                                                                                     [ zurück ]


geb. 17.3.1895 Baltrum
gest. 13.6.1978 Dornum
luth
Lehrer

Paul Otten entstammt einer ostfriesischen Seefahrerfamilie. Auf der Insel Baltrum wuchs er als Sohn eines Kapitäns heran und besuchte die dortige Volksschule von 1901 bis 1909. Vom 1. April 1909 bis 31. März 1912 war er Schüler der Präparandenanstalt in Aurich und trat am 1. April 1912 in das Evangelische Schullehrerseminar zu Aurich ein. Diese Ausbildung wurde vom 1. August 1915 bis 11. November 1918 durch die Teilnahme des jungen Mannes am Ersten Weltkrieg als Frontsoldat unterbrochen. Am 29. März 1919 absolvierte er schließlich seine Erste Lehrerprüfung in Aurich. Als Schulamtsbewerber kam Otten am 15. April 1919 an die Volksschule in Großheide (Kreis Norden). Am 1. Januar 1920 wurde er Lehrer an der Volksschule in Lütetsburg, der so genannten "Gelben Schule", und legte dort am 25. Oktober 1921 seine Zweite Lehrerprüfung ab. Damit war die Voraussetzung gegeben für seine Eheschließung mit Anna Frandsen am 6. Oktober 1923. Während seiner Lütetsburger Tätigkeit bereitete er sich auf das Mittelschullehrerexamen vor und bestand es am 1. November 1928 in Hannover für die Fächer Evangelische Religion und Geschichte. Am 1. Juli 1939 trat Otten sein Amt als Mittelschullehrer an der Städtischen Mittelschule (Gräfin-Theda-Schule) in Norden an. Abermals mußte er den grauen Rock anziehen, wurde am 30. September 1939 Soldat im Infanterie-Regiment 154 in Oldenburg, konnte jedoch am 2. Dezember 1940 seine Entlassung aus dem Militärdienst erreichen. Am 1. April 1944 erhielt er die Ernennung zum Hauptschullehrer in einer Planstelle an der Haupt- und Mittelschule in Norden. Auf Anordnung der Militärregierung wurde er am 24. Juli 1945 als Lehrer entlassen. Ab 1. Januar 1949 übte Otten seinen Dienst als alleiniger Lehrer an der Volksschule Neßmergrode (Kreis Norden) aus. Am 1. April 1958 kam er an die Kreismittelschule zu Dornum, wurde als damaliger "Mittelschullehrer a.D." erneut zum Mittelschullehrer ernannt und erhielt die Einweisung in eine Planstelle. Seine Versetzung in den Ruhestand erfolgte am 1. April 1960. Dennoch führte er bis zum 31. März 1965 einen Lehrauftrag für 13 bis 20 Wochenstunden an der Mittelschule in Dornum aus. Paul Otten gehört zu jenen Lehrern, die die Kenntnis der ostfriesischen Heimat sehr bereichert haben. Neben seiner beruflichen Tätigkeit, während der er von den fünfziger Jahren an auch den Vorsitz in der "Dornumer Lehrerkonferenz" führte, hat er hauptsächlich von 1953 an ein Vierteljahrhundert lang eine Fülle von Abhandlungen zur Geschichte seiner engeren Heimat, vor allem des Dornumer und Nessmer Raumes, zur Genealogie ostfriesischer Häuptlingsfamilien und zu ostfriesischem Brauchtum im Jahresrhythmus geschrieben. Zu seinen publizistischen Tätigkeiten gehörte auch jahrelang die Herausgabe der "Baltrumer Inselglocke". Die Krönung seiner heimatkundlichen Arbeit fand Otten in der Veröffentlichung seines Buches "Dornum in Vergangenheit und Gegenwart" drei Jahre vor seinem Tod. Der Heimatverein Dornum ernannte ihn 1974 in Würdigung seiner Leistungen für Dornums Historie zu seinem Ehrenmitglied. Werke: [Bibliographie in:] Ewald H. B. Mennen, Autoren- und Sachverzeichnis der Ostfreesland-Kalender-Beiträge 1939 bis 1977, Norden o.J., S. 9 und 14; Ostfreesland. Ein Kal. für Jedermann 71, 1988, S. 243; Paul O t t e n, Dornum in Vergangenheit und Gegenwart, Aurich 1975, S. 124-126 (Neuaufl. mit Ergänzungen von Hermann Rector, Norden 1989, S. 155-157).[Dort nicht aufgeführt:] Heilpflanzen auf den ostfriesischen Inseln, in: Niedersachsen 54, 1954, S. 18; Die "weißen Dünen" unserer Inseln. Strandpflanzen als Vorposten im Angesicht des Meeres, in: Heim und Herd, Beil. zu Ostfriesischer Kurier, 1954, Nr. 4; Das wandernde Gotteshaus. Die Kirchen auf Baltrum im Wandel der Jahrhunderte, in: ebd., Nr. 7; Heimatliebe und Heimatglaube. Gedenken zum 5. Todestag von Julius Bansmer, in: ebd., Nr. 8; Dornumer Häuptlingsburgen, in: Ostfriesischer Hauskal. oder Hausfreund, 1955, S. 76-79; Strandstudien auf einer ostfriesischen Insel, in: ebd., 1956, S. 45-46; Die Kirche zu Nesse, in: ebd., 1957, S. 81-83; Landeskundliche Wanderung in der Nordseemarsch, in: ebd., 1958, S. 65-69; Die Kirche zu Westerakkum, in: Unser Ostfriesland, Beil. zu Ostfriesenzeitung vom 14.2.1959; Das Kirchspiel Resterhafe I und II, in: ebd., vom 20.3. und 4.4.1959; Stille Einkehr in Roggenstede, in: ebd., vom 23.5.1959; Saat und Ernte. Ostfriesische Dichter zum Erntedankfest, in: ebd., vom 3.10.1959; Barbarei im Sternenschein, in: ebd., vom 4.12.1959; Frühlingserwachen auf Langeoog, in: ebd., vom 6.5.1960; Am Flinthörn von Langeoog. Botanische Wanderung am Westrand der Insel, in: ebd., vom 16.9.1960; Rote Blätter fallen, in: ebd., vom 22.10.1960; Landschaftskundliche Wanderung im Trichter Westerholt, in: Ostfriesischer Hauskal. oder Hausfreund, 1961, S. 37-42; Hermann Allmers und sein Marschenheim, in: Unser Ostfriesland, Beil. zu Ostfriesenzeitung vom 20.1.1961; Schneeflocken sinken leise, in: ebd., vom 3.1.1963; Vorfrühlingsklänge heimatlicher Dichtung, in: ebd., vom 8.3.1963; Häuptlinge im Norderland, in: Heim und Herd, Beil. zu Ostfriesischer Kurier, 1967, Nr. 10; Zeittafel zum Accumer Tief 1289-1965, in: ebd., 1968, Nr. 10; Geschichte des Ostneßmerpolders, in: ebd., 1969, Nr. 1; Namen um das Norder Osterhaus. Namenstafeln Harringa, Beninga, Pibinga, Loringa, Fridag, in: ebd., Nr. 2; Namen in der Inschrift am Sieloberbau in Neßmersiel, in: ebd., 1970, Nr. 1; Die Harringas im kaiserlichen Dienst, in: ebd., 1970, Nr. 2; Wanderungen an der Flutmarke, in: Ostfriesland. Zeitschrift für Kultur, Wirtschaft und Verkehr, 1972, H. 4, S. 11-14; Die Ansgarikirche zu Hage, in: Heim und Herd, Beil. zu Ostfriesischer Kurier, 1973, Nr. 3; Freud und Leid in der Burg Berum. Zur Genealogie der Berumer Häuptlinge, in: ebd., 1973, Nr. 4; Septembernotizen auf Baltrum, in: ebd., 1973, Nr. 9 und 10; Spuren nach den Sturmfluten, in: ebd., 1974, Nr. 2 und 3; Eine Wanderung auf dem Geestrand von Arle bis Bargebur, in: ebd., 1976, Nr. 1; Genealogische Untersuchungen im Jadegebiet, in: Historienkal., 1976, S. 66-70; Dornum in Vergangenheit und Gegenwart (s. oben); Die Bartholomäuskirche zu Dornum, in: Große Baudenkmäler, H. 222, München / Berlin 1987.Literatur: Viel Arbeit auch im Ruhestand, in: Ostfriesischer Kurier vom 7.4.1960; Heinz Ramm, Paul Otten. Ostfriesland verlor einen Heimatforscher, in: Heim und Herd, Beil. zu Ostfriesischer Kurier, 1978, Nr. 3 und 4; Christof Stöver, Der Heimatfreund. Paul Ulrich Otten aus Baltrum, in: Ostfriesland Magazin, 1995, H. 3, S. 107 (Portr.) Porträt: Photographie in Privatbesitz, Dornumersiel, und in der Landschaftsbibliothek, Aurich; s. auch unter "Literatur".

 
Quelle: Ostfriesische Landschaft, Karl-Heinz Wiechers